Panel: Solidaritäten und Allianzen in Krisenzeiten
Wenn in Deutschland über den israelisch-palästinensischen Konflikt gesprochen wird,
sind die Diskussionen oft von starken Emotionen, verhärteten Fronten und schnell
erhobenen Vorwürfen geprägt. Antisemitismus und Rassismus werden dabei nicht
selten instrumentalisiert – sei es zur Rechtfertigung restriktiver Migrationspolitik oder
um gesellschaftliche Gruppen gegeneinander auszuspielen. Für Differenzierte
Auseinandersetzungen und empathisches Zuhören gibt es oft keinen Raum.
Doch wie hängen Rassismus und Antisemitismus eigentlich zusammen? Wie kann
eine politische Bildung und zivilgesellschaftliche Praxis aussehen, die beide
Phänomene ernst nimmt, ohne sie gegeneinander auszuspielen – gerade auch im
Kontext des Nahostkonflikts? Welche Rolle spielen Medien, deutsche Staatsräson und
Politik für Palästinenser*innen und Israelis in Deutschland? Und welche historischen
wie aktuellen Beispiele von jüdisch-palästinensischer Solidarität können uns in
Deutschland Orientierung geben?
Am 22.10.2025 diskutieren Gäste, die biographisch eng mit Israel und Palästina
verbunden sind und sich in ihrer Arbeit mit Dialogförderung, Antisemitismus- und
Rassismuskritik beschäftigen im Rahmen des ausARTen Festivals in Kooperation mit
dem SpielART Festival.
Sie bringen unterschiedliche Perspektiven aus Wissenschaft, politischer Bildung,
Journalismus und zivilgesellschaftlichem Engagement ein. Gemeinsam gehen sie der
Frage nach, wie Solidaritäten in Krisenzeiten entstehen, wie sie brüchig werden – und
wie sie neu gestärkt werden können.
Panel:
● Vicky Lessing – BildungsBausteine e.V., Antisemitismus- und Rassismuskritik,
jüdisches Empowerment
● Zakariyya Meißner – Coach und Organisationsentwickler, Schwerpunkte:
Nahostkonflikt, diskriminierungskritische Arbeit, Extremismus Prävention
● Ilham Bani Odeh – Politikwissenschaftlerin, Transaidency e.V., Empowerment-
und Dialogprojekte, BiPoC+ Feminismen*
● Mati Shemoelof – Schriftsteller, Dichter und Kurator. Gründer der Gruppe
„Poetic Hafla“, sowie Anu: Jews and Arabs writing in Berlin, ein Kollektiv für
jüdisch arabischen Dialog.
Moderation:
● Ananya Mehra – Politikwissenschaftlerin und Kulturwissenschaftlerin (LMU
München), aktiv in politischer Bildungsarbeit
Gäste:
Vicky Lessing
ist freiberufliche politische Bildnerin und Mediatorin. Aktuell studiert sie
Antisemitismusforschung in Berlin und arbeitet dort u.a. bei den BildungsBausteinen,
Gesellschaft im Wandel und der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main. Sie
arbeitet zu Verflechtungsgeschichte und -gegenwart von Antisemitismus und
Rassismus und zu Strategien, wie wir miteinander im Gespräch bleiben.
Zakariyya Meißner
ist Deutsch-Palästinenser, hat in Freiburg Islamwissenschaft studiert und bringt
langjährige Erfahrung in der Prävention islamistischer wie auch rechtsextremistischer
Radikalisierung mit. Heute beschäftigt er sich in seiner Arbeit vor allem mit anti
palästinensischem Rassismus und setzt sich in verschiedenen Formaten für die
gleichwertige Anerkennung palästinensischen Lebens und die Unterstützung von
Menschen mit palästinensischen Familienbiographien ein. Im Zentrum steht für ihn die
Verpflichtung Deutschlands zu universellen Menschenrechten und die daraus
resultierende Verantwortung der Gesamtgesellschaft.
Ilham Bani Odeh
ist Politikwissenschaftlerin und arbeitet an der Schnittstelle von politischer Bildung,
transformativer Friedensarbeit und intersektionaler Machtkritik. Sie konzipiert und
moderiert Räume für kollektives Lernen, Verständigung und solidarisches Handeln in
gesellschaftlich und geopolitisch konfliktbeladenen Kontexten. Ihr Fokus liegt auf der
Frage, wie Solidarität als politische Praxis strukturelle Veränderung bewirken kann.
Bildung versteht sie dabei als Raum für Reflexion, Verantwortung und soziale
Transformation.
Mati Shemoelof
ist Schrifsteller, Dichter und Kurator. Er wurde in Haifa/Israel geboren und ist dort
aufgewachsen. Heute lebt und arbeitet er in Berlin. Sein Schreibwerk ist vielfältig und
umfasst Belletristik, Lyrik, Theaterstücke, Essays und mehr. Seine erste
Veröffentlichung in Deutschland war 2019 die zweisprachige Ausgabe des
Gedichtbandes Bagdad I Haifa I Berlin im Aphorisma Verlag. Es folgte Das kleine Boot
in meiner Hand nenn ich Narbe: Gedichte (Parasitenpresse) im Jahr 2023. In Berlin
gründete er die Gruppe Poetic Hafla, die literarische und musikalische Performances
organisiert, sowie Anu אנו نحن: Arabs and Jews writing in Berlin, ein Kollektiv für
jüdisch-arabischen Dialog. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit ist er als
Literaturredakteur tätig und Herausgeber des Literaturmagazins Bridges جْسُور – גשרים.
Moderation: Ananya Mehra
Ananya Mehra ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Empirische
Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie der LMU München. Ihre
Forschungsthemen liegen bei Identitätsnarrativen im deutschen Rassismusdiskurs
sowei zivilgesellschaftlicher Bündnispraxis und Solidarität. Neben ihrer akademischen
Tätigkeit engagiert sie sich als Unterstützerin bei der Initiative München Erinnern!
sowie im Bildungs-Kollektiv “Pastinaken”. Im Frühjahr 2026 erscheint ihr gemeinsam
herausgegebener Tagungsband “Mapping Gender Struggles” mit einem Beitrag zu
Intersektionalität und feministischer Solidarität.